Kinder und Jugendliche mit ADHS haben ein etwa drei- bis vierfach erhöhtes Risiko für Suchterkrankungen. Sie entwickeln auch deutlich häufiger internetbezogene Störungen als Jugendliche ohne ADHS. Umgekehrt liegt bei ca. 75 % der „onlinesüchtigen“ Jugendlichen eine ADHS vor, so Alexander Gort Golzarandi, Köln.
Spielsüchtige Jugendliche mit ADHS geben an, sich beim Videospielen zu entspannen, wozu auch die erhöhte Reizstimulation (visuell, auditiv, Handkoordina- tion) beiträgt. Sie können in die Phantasie-/Spielwelt abtauchen und den Alltag sowie ihre Probleme vergessen. Im Gegensatz zu Misserfolgen in der realen Welt haben sie im virtuellen Spiel Erfolgserlebnisse.
Zu den Risikofaktoren für die Entwicklung einer Internet Gaming Disorder (IGD) bei Jugendlichen mit ADHS gehören in erster Linie Eltern-Kind-Konflikte sowie fehlende Beziehungen und soziale Ressourcen. Protektive Faktoren wie Glücksgefühle und soziale Interaktion, emotionale Stabilität und Aushalten von Frustrationen sind bei den ADHS-Patienten dagegen verringert. Diagnostiziert wird eine IGD u. a. mit dem DSM-5-basierten strukturierten klinischen Interview zu internetbezogenen Störungen AICA-SKl:IBS.
Präventive Hilfe bieten neben Ärztinnen und Ärzte u. a. die Jugendsuchtberatung und Jugendämter. Das soziale Umfeld – in den meisten Fällen die Eltern – muss in die Präventmaßnahmen einbezogen werden. Das multimodale Behandlungskonzept bei IGD beinhaltet sowohl psychotherapeutische als auch medikamentöse Interventionen. Auch in der Pharmakotherapie onlinesüchtiger Jugendlicher mit komorbider ADHS stehen Psychostimulanzien wie Methylphenidat (MPH) im Mittelpunkt. Das als therapeutischer Goldstandard bei ADHS geltende MPH in retardierter Form muss nur einmal täglich eingenommen werden. GS