Notfall-Kontrazeption

NATUR+PHARMAZIE 1/2016

Was tun nach ungeschütztem Geschlechtsverkehr?

Die Möglichkeiten der wirksamen Verhütung sollten eigentlich das Problem der ungewollten Schwangerschaft obsolet machen. Aber auch die Frauen, die „eigentlich“ Kontrazeption betreiben, machen manchmal Fehler. Was tun nach ungeschütztem Geschlechtsverkehr?

Bei korrektem Gebrauch hormoneller Kontrazeptiva oder von Intrauterinsystemen (IUD) sind innerhalb eines Jahres „Versager“ in weniger als 0,5% der Frauen zu befürchten. Bei Kondom-Gebrauch sind es etwa 2%. In den USA passieren mindestens 95% der ungewollten Schwangerschaften bei dem Drittel der Frauen, die Kontrazeption unregelmäßig, fehlerhaft oder gar nicht betreiben.

Eine zweite Chance, doch nicht schwanger zu werden, bietet die Notfall-Kontrazeption. Zwei amerikanische Experten diskutieren die Optionen der Notfall-Kontrazeption für die Situation in den USA (sie entspricht aber weitgehend der in unserem Land).

Ulipristalacetat (UPA) und Levonorgestrel (LNG)

Zwei Pillen für diesen Zweck sind sowohl in den USA als auch bei uns verfügbar (inzwischen rezeptfrei): Ulipristalacetat (UPA) und Levonorgestrel (LNG). In 39 Studien, in denen eine der beiden Substanzen getestet wurden, lagen die Schwangerschaftsraten zwischen 0 und 6,5%. Eine Metaanalyse von zwei randomisierten Studien, die UPA und LNG direkt miteinander verglichen, sprach für eine signifikant bessere Wirkung von UPA; der absolute Unterschied war aber gering. Bis zu 72 Stunden nach ungeschütztem Sex betrug die Schwangerschaftsrate unter UPA 1,4% und unter LNG 2,2%.
Das LNG-Regime ist für mindestens vier bis fünf Tage nach ungeschütztem Sex effektiv, aber die Wirkung ist um so sicherer, je früher die Medikation genommen wird. Für UPA wurde keine Abnahme der Wirksamkeit innerhalb von 120 Stunden nach Geschlechtsverkehr gefunden. Da aber beide Methoden hauptsächlich durch Verzögerung oder Verhinderung der Ovulation wirken und die meisten Frauen nicht wissen, ob eine Ovulation bevorsteht, ist eine unverzügliche Einnahme stets zu empfehlen.
Für keine der beiden Substanzen sind Kontraindikationen bekannt. Ihre Einnahme wurde nie mit Todesfällen oder ernsten Komplikationen in Verbindung gebracht. Die zwei Studien, die beide Regime verglichen, fanden ähnliche Häufigkeiten von Nebenwirkungen. Die häufigsten waren Kopfschmerzen (19%), Dysmenorrhoe (13 bis 14%), Übelkeit (11 bis 13%) und Menstruationsstörungen (24% oder mehr). Da die Studien nicht plazebokontrolliert waren, können diese Beschwerden aber nicht eindeutig den Prüfsubstanzen zugeschrieben werden.
Ein schädlicher Einfluss des LNG-Regimes für den Fall einer trotzdem eingetretenen Schwangerschaft wurde nicht festgestellt. Für UPA liegen diesbezüglich weniger Daten vor, aber höchstwahrscheinlich ist die Substanz ebenso unbedenklich. Konkrete Erkenntnisse zu Wechselwirkungen zwischen oraler Notfall-Kontrazeption und anderen Medikamenten liegen nicht vor. Es ist aber anzunehmen, dass Arzneien, die die Wirkung anderer hormoneller Kontrazeptiva abschwächen, dies auch bei der Notfall-Kontrazeption tun. Bei UPA ist zu bedenken, dass es sich um einen Gestagen-Antagonisten handelt, sodass es mit einer kontrazeptiven Medikation interagieren kann, die ein Gestagen enthält.

Ob man den Beginn einer hormonellen Kontrazeption nach Einnahme von UPA hinausschieben sollte, ist nicht bekannt.

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