Anxiolytika, Hypnotika

NATUR+PHARMAZIE 2/2015

Wer besser schläft ist früher tot?

Hypnotisch und anxiolytisch wirkende Medikamente werden in großem Umfang verschrieben. Schon öfter kam der Verdacht auf, dass solche Substanzen die Lebenserwartung schmälern.

In England handelt es sich bei 62% derartiger Pharmaka um Benzodiazepine, bei 32% um sog. Z-Substanzen (Zolpidem etc.). Pro Jahr werden für Verschreibungen dieser Kategorie in Allgemeinpraxen 73 Millionen Euro ausgegeben. Zunehmende Besorgnis lösten Angaben über Risiken der Hypnotika- Anxiolytika aus (Demenz, psychomotorische Störungen, Krebs, Pneumonie und andere Infektionen). Das könnte auch eine Erhöhung der Mortalität bedeuten.
In Großbritannien wurde das Thema mit einer Kohortenstudie aufgegriffen, die sich auf Praxisdaten stützte und 34 727 Patienten umfasste, denen erstmals solche Substanzen verschrieben wurden, sowie 69 418 Patienten ohne eine solche Medikation. Das Follow- up betrug im Mittel 7,6 Jahre.
Bei den Fall-Patienten waren körperliche und psychiatrische Komorbiditäten sowie Verschreibungen anderer Medikamente häufiger als bei Kontrollen. Wer die Studienmedikamente mindestens ein Jahr nahm, hatte im Follow-up eine Hazard Ratio für Tod von 3,46 bzw. von 3,32 nach Korrektur um Einflussfaktoren. Dosis-Response-Zusammenhänge wurden für Benzodiazepine, Z-Substanzen und andere Pharmaka der Kategorie gefunden. Schloss man die Todesfälle im ersten Jahr aus, verblieben noch vier zusätzliche Todesfälle pro 100 Teilnehmer während im Schnitt 7,6 Jahren nach der ersten Verschreibung der angeschuldigten Mittel.
Da es sich um eine Beobachtungsstudie handelt, kann man Verfälschungen z. B. durch einen Indikations-Bias nicht ausschließen. Die genauen Zusammenhänge der erhöhten Mortalität sollten noch erforscht werden. WE
Quelle:

Weich S et al.: Effect of anxiolytic and hypnotic drug prescriptions on mortality hazards: retrospective cohort study. BMJ 348 (29 March 2014) 13

ICD-Codes: G47.0

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