Gefühlskälte der Mutter oder Erziehungsfehler wurden bereits vor Jahren aussortiert. Auch Umweltgiften gibt man keine Schuld mehr. Genetische Faktoren drängen sich immer mehr in den Vordergrund. Familien- und Zwillingsstudien waren zu einer Heritabilität der Störung von bis zu 90% gekommen. Diese Untersuchungen hatten aber ihre Schwächen, vor allem kleine Fallzahlen. Eine fundierte Analyse des familiären Risikos für Autismus-Störungen stützt sich nunmehr auf 2 049 973 schwedische Kinder, unter denen man 14 516 einschlägige Fälle fand. Das relative Wiederholungsrisiko errechnete man zu 153,0 für eineiige Zwillinge, zu 8,2 für zweieiige, zu 10,3 für Geschwister, zu 3,3 für Halbgeschwister (gleiche Mutter) bzw. 2,9 (gleicher Vater) und zu 2,0 für Cousins. Genetische Faktoren wirkten sich offenbar additiv aus. Die Erblichkeit für das Autismus-Spektrum wurde mit 50%, die für den Autismus selbst mit 54% ermittelt. Die Erblichkeit nimmt demzufolge mit dem Verwandtschaftsgrad zu. Diese Erkenntnis kann dabei helfen, Eltern zu beraten, die z. B. schon ein davon betroffenes Kind haben. AL
Autismus
NATUR+PHARMAZIE 10-11/2014
Wie erblich ist Autismus wirklich?
Störungen des Autismus-Spektrums betreffen z. B. in den USA fast 1% der Kinder. Ihre sozialen Interaktionen sind gestört, sie sind uninteressiert und neigen zu Wiederholungshandlungen. Über die Ursachen von Autismus & Co wird seit langem diskutiert.
Quelle:
Sandin S et al.: The familial risk of autism. JAMA 311 (2014) 1770-1777
ICD-Codes:
F84.0